Grundsätzliches zur Kandidatensuche
1️⃣ Rahmenbedingungen, die jede Lösung erfüllen muss
- Bund als Eigentümer = starker politischer Einfluss
→ Chef muss politisch verhandeln können, ohne zum Erfüllungsgehilfen zu werden. - Größtes Schienennetz Europas mit Sanierungsstau
→ Management muss Großprojekte parallel stemmen und priorisieren können. - Fachwissen der Mitarbeiter darf nicht verloren gehen
→ Bindungsprogramme, bessere Bezahlung für Schlüsselpositionen, interne Aufstiegsmöglichkeiten. - Dringlichkeit
→ Innerhalb von 12–18 Monaten erste spürbare Verbesserungen bei Pünktlichkeit und Baustellenmanagement
Exkurs, der Zentrale Unterschied Deutschland vs. SBB/ÖBB

2️⃣ Der „beste Option“-Ansatz
Kein einzelner „Supermann“-Chef, sondern eine strategische Doppelspitze:
- CEO (Politik- und Strategiekompetenz):
Verhandlungssicher mit Bund, Ländern, EU; kann Finanzierung sichern und Blockaden abbauen.
Aufgabe: Rahmenbedingungen schaffen, um den Betrieb zu stabilisieren. - COO (Operativer Bahn- und Infrastrukturmanager):
Verantwortlich für Betrieb, Baustellenlogistik, Modernisierung, Personalbindung.
Aufgabe: Pünktlichkeit hochziehen, Baustellen bündeln, digitale Stellwerke umsetzen.
Warum Doppelspitze?
Weil die politische Komplexität in Deutschland so hoch ist, dass ein rein operativer Bahnexperte im Berliner Machtbetrieb scheitert – und ein reiner Politprofi das Netz nicht in den Griff bekommt.
3️⃣ Sofortmaßnahmen in den ersten 100 Tagen
- Baustellenkorridore festlegen und bündeln
– statt Flickenteppich klare Priorisierung. - Digitalisierungsschub für Stellwerke, Disposition und Wartungsplanung starten.
- Personalbindungspaket: Gehaltsanreize, verkürzte Entscheidungswege, Fachkräfte-Pools für kritische Strecken.
- Offene Infrastruktur-Landkarte: Fertigstellungstermine für Bauprojekte öffentlich machen und verpflichtend einhalten.
- 10-Jahres-Plan mit Bund: Finanzierung und Prioritäten festschreiben – nicht jedes Jahr neu verhandeln.
4️⃣ Mögliche Kandidatentypen
(Der konkrete Name hängt von Verfügbarkeit & politischer Bereitschaft ab, hier geht’s um Profile.)
- Erfahrener Infrastrukturmanager aus Energienetzen, Flughäfen oder Telekommunikation
→ Gewohnt, große dezentrale Systeme unter politischem Druck zu modernisieren. - Manager aus einem großen europäischen Bahn- oder Logistikkonzern mit multinationalem Netz
→ Kennt die operative Komplexität und kann von funktionierenden Systemen lernen. - Militärisch geprägter Logistik- oder Bauingenieur (z. B. Großprojekte bei Bundeswehr oder NATO)
→ Projektmanagement unter Zeitdruck und mit klaren Fristen.
💡 Mein Fazit:
Die beste Option ist eine Doppelspitze aus politischem Durchsetzer und operativem Modernisierer, die zusammen die Brücke zwischen Berlin und dem Schotterbett schlagen.
Nur so lassen sich politische Einflussnahme, Netzgröße und Personalbindung gleichzeitig in den Griff bekommen.
Der Bund muss dazu bereit sein, strategische Verantwortung zu teilen und operative Freiheiten zu geben – sonst wird jeder neue Chef scheitern, egal wie gut er ist.
Nennen wir doch ein paar Personen, die meiner Ansicht nach in Frage kämen
Potenzielle Nachfolger:innen für den DB-Chef(posten)
1. Evelyn Palla – Interne Sanierungsexpertin
- Aktuelle Vorstandsvorsitzende von DB Regio und seit 2022 im DB-Vorstand.
- Führte den Regionalverkehr aus roten Zahlen – 22 Mio. € Minus zu über 100 Mio. € Gewinn
- Hat die operative Seite im Griff, kennt das Streckennetz und den Konzern.
- Stärken: starke operative Führung, Fachwissen, Vorstandserfahrung.
- Limitation: Weniger politisch vernetzt, eher technokratisch gesehen
2. Sigrid Evelyn Nikutta – Transformationstalent im ÖPNV
- Derzeitige Chefin DB Cargo, ehemalige Führungskraft bei BVG und Schenker.
- Stark durchsetzungsfähig, kennt politisch das Berliner Umfeld, und könnte eine weibliche Perspektive stärken
- Stärken: Personalführung, Transformation Großorganisation, politische Vernetzung.
- Risiken: DB-Cargo verlief unter ihrer Leitung verlustreich, innerbetriebliche Konflikte, Gewerkschaftskonflikte
3. Andreas Meyer – Der internationale Infrastrukturexperte
- Seit zehn Jahren CEO der SBB und früher in verschiedener Rolle bei der Deutschen Bahn
- Bringt Erfahrung im internationalen Bahnmanagement mit, kennt deutsche und schweizerische Strukturen.
- Stärken: Netzwerk, Modernisierungsfähigkeit, Glaubwürdigkeit.
- Risiken: Unklar, ob ein Wechsel gewollt ist – Kommentar aus der Schweiz: er habe “keine Absichten, die Stelle zu wechseln”.
4. Christian Schreyer – Konkurrenzmanager mit Durchblick
- Derzeit CEO von Transdev Deutschland, früher in DB-Strategierollen
- Kennt DB-Strukturen und kann als externer Blick für Modernisierung sorgen.
- Stärken: Strategische Erfahrung, Wettbewerbsexpertise.
- Risiken: Könnte auf Abwehr der Belegschaft stoßen – extern, und noch nicht mit DB-interner Kultur vertraut.
5. Klaus Kremper – Der Sanierer mit Fachbackground
- Ehemaliger Güterbahnchef bei DB, später Vorstand bei Knauf Interfer, hat Konzepte zur Neuausrichtung vorgestellt
- Cheftechnisch geerdet, kombinierbar mit breiter Industrieerfahrung.
- Stärken: Fachlichkeit, Glaubwürdigkeit bei Fachkräften, Sanierungskompetenz.
- Risiken: Seit Jahren nicht mehr in DB-Spitze – Einarbeitungszeit nötig.
6. Siegfried Russwurm – Technikvorstand mit High-Level-Erfahrung
- Ehemaliger Technikvorstand bei Siemens, interessiert an DB-Position
- Würde technologische Transformation beflügeln.
- Stärken: Technologieexpertise, Netzwerk, Innovationskraft.
- Risiken: Extrem hohe Bezüge (mehr als 3 Mio €), schwer mit DB-Vorstandshaushalt kompatibel
Strategische Empfehlung: Doppelspitze mit klarer Rollenverteilung
- CEO: jemand mit politischer und strategischer Durchsetzungsfähigkeit – denkbar wäre Andreas Meyer (SBB) oder Christian Schreyer (Transdev), der politische Blockaden vermeiden und die Reformstrategie durch den Aufsichtsrat bringen kann.
- COO: eine operativ erprobte Führungskraft wie Evelyn Palla oder Klaus Kremper, die das Tagesgeschäft, Baustellenkoordination und Personalbindung in den Griff bekommt.

Fazit
Die besten Optionen verbinden Fachkompetenz, politische Resilienz und Kulturverständnis:
- Evelyn Palla bietet operative Exzellenz und Fachwissen.
- Andreas Meyer bringt Modernisierungserfahrung und politische Glaubwürdigkeit mit.
- Christian Schreyer könnte als externer Reformer neutraler und kraftvoller akzentuieren.
- Die Kombination aus intern verankerten und extern erfahrenen Führungskräften bildet ein starkes Werkzeug für schnellen und nachhaltigen Wandel.